Ich trat aus dem dichten Urwald hinaus in die xidurianische Steppe. Die Sonne brannte. Ich zog mir den Hut tiefer ins Gesicht. Mir war heiß, ich schwitzte, der in der Luft herumwirbelnde Staub klebte sofort überall fest. Ich dachte nur: „Verdammt“ und zündete mir erst einmal den Rest der Zigarre an, den ich in irgendeiner Tasche fand.

Ich war alleine mit der Prärie. Ich und meine Bong. Meine gute, treue Bong. Der einzige Freund, der mir blieb. Sie sah mich erwartungsvoll an, irgendwie erleichtert, aufgeregt, nahezu hoffnungsfroh.  Sie hatte sich im Wald nicht wohl gefühlt, es war ihr dort zu voll, zu feucht und zu dunkel gewesen. Beruhigend tätschelte ich ihren Hals. Dankbar biss sie mich in die Schulter.  
„AU! Scheissvogel …“ murmelte ich, bis in die Zehenspitzen entspannt. So war es, das Gesetz der Prärie: Entweder Du jammerst und endest als bleichendes Skelett, als Futter für die Geier oder Du bist cool. Das kann man nicht lernen.

Eine Weile standen wir so da. Ich musste mich erst in mein neues Leben einfinden. Es war das dritte. Geboren im Wasser, alt geworden in einem überdimensionierten Bad mit Echsenbefall und jetzt hier. Aber es gab keinen Raum für Zweifel. Ich musste da raus, immer den rollenden Büschen folgend.
Ich blickte in die endlose Weite. Ob ich sie wohl jemals finde? Irgendwo jenseits dieser endlos scheinenden Steppe würden sie auf mich warten. Die Kinder sind schon groß und werden mich nicht kennen. Es ist nicht schlimm, dass sie ohne Vater aufwuchsen. Das würde sie hart machen. Es ist eine harte Welt, gnadenlos und sie spuckt Dir ins Gesicht, solltest Du versuchen, nett zu sein.

Langsam bewegte ich den Zigarrenstummel mit den Lippen von einem Mundwinkel in den anderen.
Bong sah mich an, mit nicht allzu intelligenten Augen, legte den Kopf schief und hob die großen Flügel, als forderte sie mich zum Tanz auf.
Ich fand sie in Gefangenschaft einiger Banditen, die sie als Träger und wandelnden Fleischvorrat benutzten.  Die Bastarde hatten keine Zeit zu sehen, wie der Leibwächter der Hydra sie in die ewigen Jagdgründe beförderte. Zuerst wusste ich nicht, was ich mit einem so großen Vogel anfangen sollte, aber sie klammerte sich an mich, wie eine alte Hure auf Tripper. Also blieb sie.
Zusammen waren wir so lange im Kreis durch den Urwald gelaufen, bis ich die Schnauze voll hatte und die Führung übernahm. Ich merkte, dass Bong nicht die hellste Fackel auf der Pyramide war.

Was wird uns hier draußen wohl erwarten? Aus meiner Tasche kramte ich den letzten Rest Brot und teilte mit meiner Weggefährtin. Wir werden Wasser brauchen. Und es wäre gut, eine Siedlung zu finden. Von mir aus auch mit Menschen, wenn es nicht anders ging.

Noch einmal richtete ich einen tiefen, aber sehr männlichen Seufzer in Richtung des staubigen Bodens, warf die verglommene Zigarre weg, stieg auf den Rücken meiner Gefährtin und gemeinsam ritten wir in den sich abzeichnenden Sonnenuntergang.

Der Elegie zweiter Teil:

Nimm einen Donnervogel, haben sie gesagt, das ist ein treuer Freund und total handzahm, haben sie gesagt ...
In der Realität gehen mir die Verbände aus, weil das verdammte Vieh mich ständig beißt.
Wie so ein Vogel wohl schmeckt, frage ich mich.

Schon die Geräusche, die Bong macht, treiben mich in den Wahnsinn. Ein hysterischer Hahn vor der Kastration mit einer rostigen Scherbe täte es unter seiner Würde finden, dermaßen zu plärren. Ich würde ihn zurück anschreien, wenn das irgend etwas brächte.

Das mag klingen, als hätte ich schlechte Laune. Ist auch so. Ich bin hungrig, durstig, untervögelt und kein Jim Beam weit und breit.
Die Umstände sprechen gegen Zufriedenheit.
Das Geschaukel auf Bong macht es auch nicht besser.

Die Steppe langweilt mich. Büsche und Sand. Wer hat sich das ausgedacht? Nichts als Büsche und Sand. Als hätten gelangweilte Rieseneltern ihrer Kackbratze von einem Riesenkind einen Zen-Garten geschenkt. Der fand das doof und hat alles durcheinander geworfen.

Ich bin schon eine Woche unterwegs. Nichts ändert sich.
Ich könnte jetzt sogar Menschen vertragen. Aber nein: Nur Wind und die verstörenden Geräusche von Bong.

Wer mit sich selber spricht, steht kurz vor dem Wahnsinn, haben sie gesagt. Das waren bestimmt die gleichen Experten, die auch Donnervögel toll finden.

Was noch schlimmer ist: Mein Tabak geht zu Ende. Und Kakteen kann man nicht rauchen. Das habe ich probiert, da bekommt man Scheißerei drauf, wie die Wantler sagen täten.

Nun ja, vor mir der Horizont, unendliche Weiten, ich hasse es jetzt schon.

Mann, wie war ich doch glücklich in meiner mehrere 100 Quadratmeter großen Therme (grmpf) mit ohne Staub und Lärm. Nur ich und das Echo meiner Worte.
Das Geschnaube der Hydra, das vermisse ich.

Ob sich die Kinder freuen werden, wenn sie mich sehen? Wohl kaum. Ich werde nur der Onkel sein, der im Wasser atmen kann und ihre Kunststückchen gut findet. Wofür also das Ganze?

Ich sollte die Hydra wiederfinden, DAS wäre doch eine Aufgabe, aber NEIN ich stapfe hier durch die Einöde mit einem Vogel, der mich ansieht als plane er die Übernahme. Er kann geradeaus laufen und gleichzeitig zur Seite sehen, als wäre es ihm egal, wenn er in etwas läuft, das sollte einem doch zu denken geben.

Wenn ich noch eine einzige Eidechse essen soll, dann drehe ich durch, aber andererseits … jedesmal wenn ich Bongs Schenkel betrachte habe ich das Gefühl, er weiß, dass ich „Nuggets“ denke. Und er sieht mich böse an, aber dieses Viech kann wahrscheinlich nur böse gucken. Ich schau böse zurück, hilft aber nichts, der ist resistent und beißt mich. Ich frage mich, wieso wir diese Tiere nicht schon längst alle zu Steaks verarbeitet haben.

Der Tag geht wieder zu Ende, am Horizont nur Einöde.
Halt, nein, da sehe ich doch etwas, es sieht aus wie eine Siedlung.
Endlich mal was anderes.

Vielleicht etwas Nettes, wahrscheinlich aber etwas, das über kurz oder lang zappeln wird. Ich lockere Viikate und gebe Bong die Sporen.
Es riecht nach Ärger, Alkohol und einem Federbett mit Begleitung. Endlich ...

Der Elegie dritter Teil:

[Was bisher geschah: Unser Held hat einen Donnervogel gefangen und durchquert auf ihm eine endlose Steppe auf der Suche nach seiner Familie, die angeblich im Aedificium lebt]

Wir reiten ein. Es ist tatsächlich eine Stadt.
Nun ja … ich zähle fünf intakte Gebäude: dem Anschein nach eine Art Markt, ein Vergnügungshaus, ein Gefängnis und zwei Wohnhäuser.
Kein Wesen auf der Straße. Ich versuche anzuhalten, um mitten auf dem Zentrum der „Stadt“ meinen Blick lässig schweifen zu lassen. Bong aber hat andere Ideen, er zieht einen uncoolen Abgang in Richtung Stallung vor.
So kommt es, dass ich vollkommen unfreiwillig vor der Bar/Spielhölle/Freudenhaus (alles Worte, die ich gleich noch lernen werde …) zum Stehen komme. Sein Kopf senkt sich in die Tränke.
„Dann friss halt! Und sauf Dich voll. Aber komm mir nachher nicht mit: 'Hach, ich bin so ein toller Vogel der Wildnis, blabla.'“
Das wohlige Gefühl im Magen, es dem Tiere, das mich laufend peinigt, gezeigt zu haben, gehen ich und mein Reststolz durch die windschiefe Tür in das Haus, aus dem die entsetzlich schräge Musik ertönt.
Vorher aber pflücke ich noch gekonnt einen Grashalm ab und stecke ihn gedankenverloren in den Mund. Warum auch immer...

Als sich die Tür hinter mir schließt, verstummt die Musik. Schon nachdem ich längst die Situation erfasst habe, drehen sich die vier im Raum befindlichen Personen nach mir um. Sie scheinen keinen Besuch gewohnt zu sein.
Der Musiker lässt die fies klingende Apparatur sinken, die Gäste an der Bar (keine Gegner …) ebenso ihr Getränk und der Hüne hinter der Theke wischt weiter sein Glas trocken. Ich warte kurz, bis sich meine Augen an das Zwielicht gewohnt haben und schlendere dann in Richtung eines vielversprechenden Getränkes.

Ich lehne mich, niemanden eines Blickes würdigend, an der Theke auf. Den Grashalm kauend, immer noch nicht wissend, wieso überhaupt.
Irgendwann grunzt mich etwas an: „Was willste?“

Lässig blicke ich hoch, nehme den Halm aus dem Mund und deute auf die Flaschen hinter dem fragenden Wirt: „Was haste?“
Der kichert völlig unerwartet. Stellt euch einen Typen von 2 Metern vor, Muskeln, Narben und Erfahrung aus drei Weltkriegen, der plötzlich kichert. Das irritiert.
Ich aber bleibe locker. Blicke in seine Augen, die Antwort auf meine Frage erwartend. Er blickt zurück.
Die Sekunden vergehen. Schweißtropfen bilden sich auf der Stirn der anderen Gäste, nur wir zwei Haudegen warten auf die nächstbeste Reaktion.
Jetzt weiß ich wofür der Grashalm gut ist: Man kann vollkommen cool darauf herumkauen, um die Wirklichkeit nicht erfassen zu müssen. Mein ganz persönliches Ablenkungsmanöver.

Er gibt erwartungsgemäß schließlich auf und greift hinter sich. Hervor kommt eine Flasche aus dunkelbraunem Ton. Er fragt mit zweifelhaftem Lächeln: „Grün?“
Ich: (nicke gnädig) „Passt.“ (Wieso sage ich so etwas? ... ach egal)

Sein Grinsen ist irritierend, besonders, als er es begleitend, einen humanoiden Schädel als Gefäß unter dem Tresen hervorholt und den Inhalt der Flasche darin ergießt. Ohne hinzusehen, mich immer im Blick. Dann reicht er mir die Knochenschale. Wortlos und auffordernd.
Ich denke nicht daran, seine Tat mit einer besonderen Reaktion aufzuwerten.
Ohne zu Zögern trinke ich die grüne Flüssigkeit, setze ab, sehe ihn an und sage: „War das alles? Auf einem Bein kann man nicht stehen, wo ich herkomme ...“

Der Elegie vierter, sehr überraschender Teil, der in einem unerträglichen Cliffhanger gipfelt:

[Was bisher geschah: Unser Held hat mitsamt seinem Reitvogel eine Stadt erreicht und etwas getrunken.]

Uups.

Mir wird schummrig. In meinem Leben habe ich schon so viel Blut verloren, dass ich genau einschätzen kann, wenn es so weit ist, sich einfach mal auf den Boden zu legen, bevor die Schwerkraft mit überzeugenden Argumenten an einen herantritt.

Ich bemerke noch Schmerzen in meinen Händen und bereite mich darauf vor, demnächst all den Toten zu begegnen, denen ich zu Lebzeiten geholfen hatte, endgültig nie wieder zu nerven.

Das Letzte woran ich mich erinnere ist der Gedanke: „Mist, meine Zähne tun weh...“

Ich muss wohl eine Weile da gelegen haben. Als ich aufwache, schmerzt mein Hinterteil. Das zweite, was mir auffällt ist, dass ich nichts sehe. Oder zumindest nur sehr verschwommen.
Mann. Der Drink war wohl nicht von schlechten Eltern.

Ich denke nicht, dass der Wirt mich vergiften wollte, das hätte er sich niemals getraut. Und wer hat schon ständig Gift parat...?

Vielleicht ist auch meine tagelange Abstinenz schuld daran. Ich bin wohl nichts mehr gewohnt.

All das denkend, während ich noch auf dem Boden liege, beschließe ich, mich auf die Umgebung einzulassen. Ich höre so wenig, wie ich sehe. Alles ist bemerkenswert still.
Doch … den Wind und die knarzenden Türen des Hauses kann ich hören.
Ich scheine also tatsächlich alleine zu sein. Kurz sondiere ich meinen Körper. Außer am Ende des Rückens ist alles okay, auch keine Kopfschmerzen. Seltsam.

1,2,3 … ich spanne alle Muskeln an und springe mit einem erstaunlich eleganten Satz in die Senkrechte.
Dabei rufe ich laut „HA!“
Nein, zurück … ich dachte, dass ich das täte, in Wahrheit klang es gekrächzt nach: „Hwää!?“

Blitzschnell, erfasse ich die Situation.
Ich bin alleine im Saloon.
Ich sehe kaum etwas.
Meine Zähne fühlen sich seltsam an.
Meine Haut ist anders.
Und wenn ich die Hand bis kurz vor die Augen halte, bemerke ich, dass hier eine Maniküre fällig ist.

„Scheiße!“ schießt es mir durch meine sonst so wohlsortierten Gedanken.
Irgendetwas ist anders.
Das ist nicht gut.
Entgegen meiner üblich ruhigen Art werde ich nun doch nervös.

Mit den Klauen klopfe ich den mir bis dato völlig unbekannten Radetzkymarsch auf die Theke.
Ein Plan muss her...
Ich erinnere mich an Bong.
Vielleicht ist sie noch draußen und möglicherweise ist der Zauber ortsgebunden, dann muss ich nur weg und alles wird gut.

Draußen ist nur die leere Straße, keine Menschenseele weit und breit.
Die Sonne blendet.
Bong ist weg.

Ich überlege kurz und komme dann zum einzig richtigen Entschluss: Zurück in den Saloon, ein großes Glas und eine vielversprechende Flasche greifen. Trotzdem ich fast nichts sehe, hilft der Instinkt.
Schon oft wurde erzählt, dass sich andere Sinne schärfen, wenn ein paar versagen.
Kurze Zeit später wird es warm im Bauch und ich entspanne.

Als die Flasche leer ist, gehe ich näher an die Spiegelwand hinter dem Tresen heran.
Ich torkele, aber nur so, wie ein echter Mann es täte und sehe: Ich bin grün im Gesicht und habe Zähne, die so nicht wirklich praktisch sind.

Mannomann, was ist hier wohl passiert?

Der Elegie fünfter Teil, der spät kommt, dann scharf auf der Zunge brennt und für den Connaisseur wenig überraschendes enthält.

Gerade, als ich mich im Spiegel ansehe, als wäre ich eine verpoppte Cracknutte mit Selbstzweifel, da öffnet sich auch schon die Tür zum Saloon.

Elegant wende ich mich herum, merke aber, immer noch total kurzsichtig zu sein, was mich spontan wieder extrem anpisst.
Zwei Schemen nähern sich dem Tresen. Einer fett, einer dürr. Beide mit Mütze. Die eine Stimme spricht zu mir und sagt: „Oha, Opfer!“, die andere sagt: „Mal gucken.“ Und ich weiß, verdammt nochmal nicht, was ich tun soll. So muss es sich anfühlen, uncool zu sein. Aber das werde ich nicht zulassen.

Ein Plan muss her, deshalb sehe ich mich um, finde eine Blutlache, tauche meinen Finger hinein und schreibe auf den Spiegel: PLN

Daraufhin nehme ich ein versifftes Geschirrtuch mit erstaunlicher Nonchalance für jemanden, der nicht weiß, wo, wer und wann er ist, finde ein Glas zum Drinrumwischen und wende mich über den Tresen hinweg den einzigen zwei Gästen zu.

Die scheinen aber keinerlei Interesse zu haben an der Bar und wollen einfach nur sitzen.
Ich wische und beobachte. Meine Augen fliehen links und rechts. Es ist niemand da, keine Bewegung, kein Menschengeruch, außer den beiden (habe ich das gerade gedacht?)

Die beiden unterhalten sich flüsternd. Irgendwann wird mir langweilig. Ich brülle: (zu meinem Erstaunen sehr unverständlich) WAS WOLLT IHR TRINKEN?

Sie sehen erschrocken rüber und vermelden: Nichts, Danke.

Ich ziehe Emotionen aus einer ganz anderen Metaebene (ja, ich wundere mich auch) und sage: „Dit jeht hier abba nicht. Wer sitzt muss konsumieren. Sonst abba raus mit euch beeden. Ich hätt dann noch ein Kännchen Kaffee zum Abschied. Klar?“

Der Dürre steht auf und fragt: „Ach ein Ork, der reden kann? Zähl mal und lass uns lachen.“
Er lacht.
Ich nicht.

Ich sage: „Dein Kopf.“
Er sagt: „Was ist damit.“
Ich: „Der gefällt mir.“
Er: „Mir auch. Haha, Geschmack hast Du ja.“

Ich wische und schaue ins Unklare. Mir doch erst mal egal, mal sehen, was noch so kommt.

Der eine von den Unnötigen holt irgendwann unter Blicken nach Links und Rechts einen Säbel raus, das sehe ich gerade noch so aus meiner Position heraus und er bietet ihn dem anderen an.

Ich gehe hin. Krieger des Wasservolkes, Hüter der Hydra, Bändiger des Bong, ich kenne mich aus. Ihr könnt nicht eine Flasche des besten Whiskeys öffnen und dann davon ausgehen, dass der Dorfalkoholiker nicht schnuppern kommt.

Ich frage: „Hmm, das ist ein schöner Säbel.“ Der Dürre, der die Waffe dem Dicken anbietet, grinst und sagt: „Siehst Du: selbst der Ork versteht Qualität zu schätzen.“

Der Dicke mit der, wie ich jetzt aus der Nähe sehe, überbordenen Fellmütze nickt nur. Ich gehe bis auf zwei Handbreit an die Waffe, die wohl feil angeboten wird, heran und denke mir meinen Teil.
Aus meinem Mund kommt: „Hmpf.“

Ich trete angewidert wieder zurück an die Bar.

Der Verkäufer, der sein Geschäft gestört fühlt, sagt: „Was ist los, Probleme?“

Ich wische das mittlerweile extrem saubere Glas zu seinem hygienischen Höhepunkt und meine: „Das ist ein Reitersäbel?“

„Ja, das stimmt, wieso? Das ist ein Original, im Einsatz der Armee von Tzar [XYZ] vor unserer Zeit, und immer noch so frisch und fähig wie dereinst, Probleme damit?“

„Hmm, was ist das Ding mit der fehlenden Parierstange?“

„Was soll damit sein?“

„Ich sag ja nur ...“

Jetzt greift der potentielle Käufer ein, sieht fragend den Verkäufer an und fragt: „Stimmt, was ist damit?“

Der Verkäufer wird giftig: „Wollt Ihr Einfaltstölpel wirklich auf einen verwirrten Ork hören oder mir glauben, dass das eine echte Waffe im Einsatz einer glorreichen Armee war?“ Er hält den glitzernden Stahl hin und die Augen des Käufers scheinen in unübersehbarer Gier.

Okeydoe, denke ich mir, die wollen den Deal einfädeln, ich habe besseres zu tun. Das Glas kann bestimmt noch sauberer werden.

Die beiden verhandeln hörbar laut über den Preis. Geld, Gold und andere Spielereien waren für ein Kind des Wasservolkes seit jeher unverständlich, ich frage mich nur, wieso die nix trinken wollen. Ich prüfe den Glanz des Glases im Licht der Petroleumlampe. Sie ist so was von sauber...

Ich stehe also da und versuche, ein Glas wegzurubbeln, als der Mann mit der verwirrenden Mütze mich doch etwas rüde anspricht: „Ej, was denn wegen dem Griff?“

Ich antworte: „Kannst Du reiten?“
Er: „Nein.“
Ich: „Kannst Du mit einem Säbel kämpfen?“
Er: „Das habe ich nie nötig gehabt! Dafür gibt es Soldaten!“
Ich: „Dann verstehst Du auch nicht, wieso der Säbel ein totaler Scheiß ist. Das ist doch nur etwas für  Liebhaber des Prunks. Kein Kavallerist der Welt würde so etwas in die Hand nehmen, das ist sicher.“
Der Verkäufer sieht seine Felle wegschwimmen und funkelt mich an: „Was weißt Du schon, Du Ork, Du wirkst ohnehin etwas verwirrt.“ Er grinst seinen Kunden an und erwartet eine Zustimmung.

Ich denke kurz nach und sage: „Hier im Hinterzimmer habe ich jede Menge Menschenhälften. Wenn Du diesen schäbigen Prunksäbel in die Hand nimmst und ihn reinstichst, ohne Deine Hand aufzuschlitzen, denn entschuldige ich mich bei Dir.“

Ich ergänze grinsend: „Und ja, wir beide wissen, wieso Du Angst hast. You little prick.“ (Fremdspachen? Kann ich.)