Der Elegie dritter Teil:

[Was bisher geschah: Unser Held hat einen Donnervogel gefangen und durchquert auf ihm eine endlose Steppe auf der Suche nach seiner Familie, die angeblich im Aedificium lebt]

Wir reiten ein. Es ist tatsächlich eine Stadt.
Nun ja … ich zähle fünf intakte Gebäude: dem Anschein nach eine Art Markt, ein Vergnügungshaus, ein Gefängnis und zwei Wohnhäuser.
Kein Wesen auf der Straße. Ich versuche anzuhalten, um mitten auf dem Zentrum der „Stadt“ meinen Blick lässig schweifen zu lassen. Bong aber hat andere Ideen, er zieht einen uncoolen Abgang in Richtung Stallung vor.
So kommt es, dass ich vollkommen unfreiwillig vor der Bar/Spielhölle/Freudenhaus (alles Worte, die ich gleich noch lernen werde …) zum Stehen komme. Sein Kopf senkt sich in die Tränke.
„Dann friss halt! Und sauf Dich voll. Aber komm mir nachher nicht mit: 'Hach, ich bin so ein toller Vogel der Wildnis, blabla.'“
Das wohlige Gefühl im Magen, es dem Tiere, das mich laufend peinigt, gezeigt zu haben, gehen ich und mein Reststolz durch die windschiefe Tür in das Haus, aus dem die entsetzlich schräge Musik ertönt.
Vorher aber pflücke ich noch gekonnt einen Grashalm ab und stecke ihn gedankenverloren in den Mund. Warum auch immer...

Als sich die Tür hinter mir schließt, verstummt die Musik. Schon nachdem ich längst die Situation erfasst habe, drehen sich die vier im Raum befindlichen Personen nach mir um. Sie scheinen keinen Besuch gewohnt zu sein.
Der Musiker lässt die fies klingende Apparatur sinken, die Gäste an der Bar (keine Gegner …) ebenso ihr Getränk und der Hüne hinter der Theke wischt weiter sein Glas trocken. Ich warte kurz, bis sich meine Augen an das Zwielicht gewohnt haben und schlendere dann in Richtung eines vielversprechenden Getränkes.

Ich lehne mich, niemanden eines Blickes würdigend, an der Theke auf. Den Grashalm kauend, immer noch nicht wissend, wieso überhaupt.
Irgendwann grunzt mich etwas an: „Was willste?“

Lässig blicke ich hoch, nehme den Halm aus dem Mund und deute auf die Flaschen hinter dem fragenden Wirt: „Was haste?“
Der kichert völlig unerwartet. Stellt euch einen Typen von 2 Metern vor, Muskeln, Narben und Erfahrung aus drei Weltkriegen, der plötzlich kichert. Das irritiert.
Ich aber bleibe locker. Blicke in seine Augen, die Antwort auf meine Frage erwartend. Er blickt zurück.
Die Sekunden vergehen. Schweißtropfen bilden sich auf der Stirn der anderen Gäste, nur wir zwei Haudegen warten auf die nächstbeste Reaktion.
Jetzt weiß ich wofür der Grashalm gut ist: Man kann vollkommen cool darauf herumkauen, um die Wirklichkeit nicht erfassen zu müssen. Mein ganz persönliches Ablenkungsmanöver.

Er gibt erwartungsgemäß schließlich auf und greift hinter sich. Hervor kommt eine Flasche aus dunkelbraunem Ton. Er fragt mit zweifelhaftem Lächeln: „Grün?“
Ich: (nicke gnädig) „Passt.“ (Wieso sage ich so etwas? ... ach egal)

Sein Grinsen ist irritierend, besonders, als er es begleitend, einen humanoiden Schädel als Gefäß unter dem Tresen hervorholt und den Inhalt der Flasche darin ergießt. Ohne hinzusehen, mich immer im Blick. Dann reicht er mir die Knochenschale. Wortlos und auffordernd.
Ich denke nicht daran, seine Tat mit einer besonderen Reaktion aufzuwerten.
Ohne zu Zögern trinke ich die grüne Flüssigkeit, setze ab, sehe ihn an und sage: „War das alles? Auf einem Bein kann man nicht stehen, wo ich herkomme ...“