Der Elegie fünfter Teil, der spät kommt, dann scharf auf der Zunge brennt und für den Connaisseur wenig überraschendes enthält.
Gerade, als ich mich im Spiegel ansehe, als wäre ich eine verpoppte Cracknutte mit Selbstzweifel, da öffnet sich auch schon die Tür zum Saloon.
Elegant wende ich mich herum, merke aber, immer noch total kurzsichtig zu sein, was mich spontan wieder extrem anpisst.
Zwei Schemen nähern sich dem Tresen. Einer fett, einer dürr. Beide mit Mütze. Die eine Stimme spricht zu mir und sagt: „Oha, Opfer!“, die andere sagt: „Mal gucken.“ Und ich weiß, verdammt nochmal nicht, was ich tun soll. So muss es sich anfühlen, uncool zu sein. Aber das werde ich nicht zulassen.
Ein Plan muss her, deshalb sehe ich mich um, finde eine Blutlache, tauche meinen Finger hinein und schreibe auf den Spiegel: PLN
Daraufhin nehme ich ein versifftes Geschirrtuch mit erstaunlicher Nonchalance für jemanden, der nicht weiß, wo, wer und wann er ist, finde ein Glas zum Drinrumwischen und wende mich über den Tresen hinweg den einzigen zwei Gästen zu.
Die scheinen aber keinerlei Interesse zu haben an der Bar und wollen einfach nur sitzen.
Ich wische und beobachte. Meine Augen fliehen links und rechts. Es ist niemand da, keine Bewegung, kein Menschengeruch, außer den beiden (habe ich das gerade gedacht?)
Die beiden unterhalten sich flüsternd. Irgendwann wird mir langweilig. Ich brülle: (zu meinem Erstaunen sehr unverständlich) WAS WOLLT IHR TRINKEN?
Sie sehen erschrocken rüber und vermelden: Nichts, Danke.
Ich ziehe Emotionen aus einer ganz anderen Metaebene (ja, ich wundere mich auch) und sage: „Dit jeht hier abba nicht. Wer sitzt muss konsumieren. Sonst abba raus mit euch beeden. Ich hätt dann noch ein Kännchen Kaffee zum Abschied. Klar?“
Der Dürre steht auf und fragt: „Ach ein Ork, der reden kann? Zähl mal und lass uns lachen.“
Er lacht.
Ich nicht.
Ich sage: „Dein Kopf.“
Er sagt: „Was ist damit.“
Ich: „Der gefällt mir.“
Er: „Mir auch. Haha, Geschmack hast Du ja.“
Ich wische und schaue ins Unklare. Mir doch erst mal egal, mal sehen, was noch so kommt.
Der eine von den Unnötigen holt irgendwann unter Blicken nach Links und Rechts einen Säbel raus, das sehe ich gerade noch so aus meiner Position heraus und er bietet ihn dem anderen an.
Ich gehe hin. Krieger des Wasservolkes, Hüter der Hydra, Bändiger des Bong, ich kenne mich aus. Ihr könnt nicht eine Flasche des besten Whiskeys öffnen und dann davon ausgehen, dass der Dorfalkoholiker nicht schnuppern kommt.
Ich frage: „Hmm, das ist ein schöner Säbel.“ Der Dürre, der die Waffe dem Dicken anbietet, grinst und sagt: „Siehst Du: selbst der Ork versteht Qualität zu schätzen.“
Der Dicke mit der, wie ich jetzt aus der Nähe sehe, überbordenen Fellmütze nickt nur. Ich gehe bis auf zwei Handbreit an die Waffe, die wohl feil angeboten wird, heran und denke mir meinen Teil.
Aus meinem Mund kommt: „Hmpf.“
Ich trete angewidert wieder zurück an die Bar.
Der Verkäufer, der sein Geschäft gestört fühlt, sagt: „Was ist los, Probleme?“
Ich wische das mittlerweile extrem saubere Glas zu seinem hygienischen Höhepunkt und meine: „Das ist ein Reitersäbel?“
„Ja, das stimmt, wieso? Das ist ein Original, im Einsatz der Armee von Tzar [XYZ] vor unserer Zeit, und immer noch so frisch und fähig wie dereinst, Probleme damit?“
„Hmm, was ist das Ding mit der fehlenden Parierstange?“
„Was soll damit sein?“
„Ich sag ja nur ...“
Jetzt greift der potentielle Käufer ein, sieht fragend den Verkäufer an und fragt: „Stimmt, was ist damit?“
Der Verkäufer wird giftig: „Wollt Ihr Einfaltstölpel wirklich auf einen verwirrten Ork hören oder mir glauben, dass das eine echte Waffe im Einsatz einer glorreichen Armee war?“ Er hält den glitzernden Stahl hin und die Augen des Käufers scheinen in unübersehbarer Gier.
Okeydoe, denke ich mir, die wollen den Deal einfädeln, ich habe besseres zu tun. Das Glas kann bestimmt noch sauberer werden.
Die beiden verhandeln hörbar laut über den Preis. Geld, Gold und andere Spielereien waren für ein Kind des Wasservolkes seit jeher unverständlich, ich frage mich nur, wieso die nix trinken wollen. Ich prüfe den Glanz des Glases im Licht der Petroleumlampe. Sie ist so was von sauber...
Ich stehe also da und versuche, ein Glas wegzurubbeln, als der Mann mit der verwirrenden Mütze mich doch etwas rüde anspricht: „Ej, was denn wegen dem Griff?“
Ich antworte: „Kannst Du reiten?“
Er: „Nein.“
Ich: „Kannst Du mit einem Säbel kämpfen?“
Er: „Das habe ich nie nötig gehabt! Dafür gibt es Soldaten!“
Ich: „Dann verstehst Du auch nicht, wieso der Säbel ein totaler Scheiß ist. Das ist doch nur etwas für Liebhaber des Prunks. Kein Kavallerist der Welt würde so etwas in die Hand nehmen, das ist sicher.“
Der Verkäufer sieht seine Felle wegschwimmen und funkelt mich an: „Was weißt Du schon, Du Ork, Du wirkst ohnehin etwas verwirrt.“ Er grinst seinen Kunden an und erwartet eine Zustimmung.
Ich denke kurz nach und sage: „Hier im Hinterzimmer habe ich jede Menge Menschenhälften. Wenn Du diesen schäbigen Prunksäbel in die Hand nimmst und ihn reinstichst, ohne Deine Hand aufzuschlitzen, denn entschuldige ich mich bei Dir.“
Ich ergänze grinsend: „Und ja, wir beide wissen, wieso Du Angst hast. You little prick.“ (Fremdspachen? Kann ich.)
Desparado - Begegnungen
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- Geschrieben von Vikate